Armen eine Chance! Das ist das Ziel der German Church School, ihrer Mitarbeiter und Freunde. Kinder sollen aus eigener Kraft ein gutes Leben gestalten können. Dazu will die Schule ihnen beste Voraussetzungen bieten.
Seit 1972 unterhält die Evangelische Gemeinde Deutscher Sprache in Äthiopien die German Church School (GCS). Mittlerweile werden ca. 1100 Schüler/-innen unterrichtet. Alle Schüler/ -innen leben in äußerst schwierigen sozialen und familiären Lebensbedingungen eines zunehmend verelendenden Stadtviertels. Die Umwelt bietet ihnen weder eine ausreichende Ernährung und Gesundheit noch persönliche Sicherheit oder eine Chance auf Bildung. Alle Schüler/-innen erhalten neben den erforderlichen Schulmaterialien auch Schuhe und eine Schuluniform, dazu eine tägliche Mahlzeit und einmal wöchentlich einen halben Liter Milch.
In Krankheitsfällen werden die Kinder in den schuleigenen Klinikräumen von einer Krankenschwester betreut, die auch in allen Klassenstufen Hygiene-, Gesundheits- und Ernährungsunterricht erteilt sowie über Familienplanung und AIDS-Prävention aufklärt. Die Schüler/-innen werden in dem modernen Schulgebäude in zwei Tagesschichten unterrichtet. Das 20-köpfige äthiopische Lehrerkollegium unterrichtet bis zur 8. Klasse nach dem äthiopischen Curriculum. Abends findet Unterricht für Erwachsene des Stadtteiles statt.
Während der Samstage werden Schüler/-innen, die weiterführende Schulen besuchen (bis Kl. 12), in der GCS unterrichtet und persönlich betreut. Der ganzheitliche Ansatz der Arbeit findet sich in überdurchschnittlichen Leistungen der Schüler/-innen bestätigt.
In einem in Äthiopien einzigartigen Pilotprojekt werden in der GCS 34 blinde Kinder gemeinsam mit ihren sehenden Mitschüler/-innen unterrichtet. Durch gezielte Förderung erreichen die blinden Schüler/-innen überdurchschnittliche Leistungen und damit die seltene Chance auf Brot und Achtung im zukünftigen Leben. Die kritische Auseinandersetzung mit der Arbeit in der Schule und den Bedingungen der äthiopischen Gesellschaft fordert immer wieder eine Anpassung an die aktuelle Situation.
Es wird sorgfältig darauf geachtet, welche Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten für die Schüler/-innen mit abgeschlossener Schulbildung (Kl. 12) bestehen und wie sie später durch erweiterte Patenschaften (Extended Fostership) weiterhin gefördert werden können. Die davon abhängig eingerichtete Berufsausbildung hat die Schulleitung ausgelagert und läßt die Absolvent/-innen an entsprechenden Instituten der Stadt ausbilden. Die Schule sieht sich weiterhin für die Teilnehmer¬/-innen aus drei Jahrgängen verantwortlich und begleitet ihre Integration ins Arbeitsleben.
Die Lebenswelt der Schüler/-innen ist weitgehend von Defiziten bestimmt wie: materielle Armut, zerbrochene Familien, ungleiche Behandlung der Geschlechter, Analphabetismus bei den Erwachsenen, mangelnde Hygiene und gesundheitliche Versorgung sowie die die gesamte Bevölkerung bedrohende HIV/AIDS-Epidemie. Die Auseinandersetzung mit diesen Fragestellungen hat den Träger veranlasst, neben dem Lehrangebot bewusst stadtteilorien¬tierte Sozialarbeit und Schulsozialarbeit zu betreiben, mit dem Ziel, langfristig auf die Lern- und Lebensbedingungen der Jungen und Mädchen, sowie deren Familien und aller Menschen im Stadtteil einzuwirken und diese zu verbessern.
Die German Church School steht finanziell auf drei Beinen: Sie wird getragen von der deutschsprachigen Gemeinde in Äthiopien und wird zusätzlich unterstützt von der finnischen Organisation Interpedia und der Kindernothilfe Deutschland. Zudem hat die Gemeinde einen eigenen Patenschafts¬fonds eingerichtet, in dem die bedürftigsten Kinder und ihre Familien durch eine monatliche Zuwendung unterstützt werden.