Mita Hollingshaus lernt ihr Heimatland neu kennen
Ursprünglich komme ich aus Addis Abeba. Aber ich lebe schon seit fast 10 Jahren in Deutschland. 14 Jahre bin ich und wie bei vielen anderen in der Jahrgangsstufe 8 war ein Praktikum dran. Ich wollte nach Äthiopien, wo ich herkomme. Das war schon meine sechste Rückkehr in mein Geburtsland. Für 3 Wochen war ich Praktikantin an der German Church School in Addis Abeba.
Der erste Eindruck war sehr ungewohnt, weil das Schulsystem anders als in Deutschland ist. In Addis kommt mir alles viel lockerer vor, was nicht immer schlecht ist! Die Lehrer hier sind zu den Kindern sehr herzlich und haben immer ein offenes Ohr, wenn die Schüler jemanden zum Reden brauchen, was ich sehr schön finde. Ich wurde von allen sehr freundlich aufgenommen und ich habe mich sofort wohlgefühlt. Das Lustige war am Anfang, als ich mich vorgestellt habe, haben alle erstmal angefangen zu lachen. Ich wusste ja, warum sie alle lachen, denn Mita heißt auf Amharisch kleines Mädchen und ist eigentlich ein Spitzname. Und ich bin echt nicht groß!
Am Anfang hat mich jeder auf Amharisch angesprochen, ist ja aber auch klar. Ich sehe aus wie sie, aber spreche die Sprache nicht mehr und das fanden sie dann erstmal verwirrend! So haben sie versucht, mir ein bisschen Amharisch beizubringen, was den Schülern und mir sehr viel Spaß bereitet hat. Aber verstanden haben wir uns fast immer. Denn wenn man sich verstehen möchte, dann kann man sich immer auf irgend eine Weise verstehen. Morgens bin ich immer mit Busajo, einer Schülerin von der GCS, in die Schule gelaufen, was auch ein Abenteuer war, denn die Menschen auf der Straße haben mich immer angeschaut. Einmal fragte ein Mann, ob ich eine Schülerin sei. Der Verkehr in Äthiopien ist auch gewöhnungsbedürftig. Zum Beispiel, wenn man eine Straße überqueren möchte. Denn hier gibt es nicht an jeder Ecke eine Ampel. Es gibt zwar Zebrastreifen, aber die Autos halten meistens nicht. Aber Äthiopiern ist das meistens egal. So gab es Situationen, wo ich die Luft angehalten habe und dann hat sich Busajo kaputtgelacht, wenn die Menschen die Straße überquert haben.
Ich war in diesen drei Wochen vor allem in den Integrationsräumen eingesetzt, was ich sehr interessant finde, denn in Deutschland besuche ich eine Integrierte Gesamtschule, was in Äthiopien ja eher selten ist! Hier an der GCS klappt das Zusammenarbeiten mit eingeschränkten Kindern und nicht eingeschränkten Kindern erstaunlich gut! Ich habe mit den Schülern äthiopische Kartenspiele gespielt, ihnen bei ihren Englischaufgaben geholfen, ich habe ihnen viel vorgelesen und mit ihnen gemalt.
Mir haben diese drei Wochen sehr viel Spaß mit den Kindern gemacht. Meine Pausen habe ich mit den Lehrern im Lehrerzimmer verbracht was auch sehr nett war! Beim Tee trinken bin ich eher deutsch, denn ich nehme keinen Zucker in meinen Tee, aber manche Lehrer konnten das nicht so richtig verstehen, wie das denn schmecken kann. So hatte ich in diesen drei Wochen sehr viel Spaß und habe tolle Erfahrungen gemacht! Ich würde nochmal an der German Church School ein Praktikum machen!
Mita Hollingshaus